♦ ,,Kannst du meinen Spätdienst morgen übernehmen?“ – ,,Ja klar. Gerne!“ (obwohl du dringend einen freien Tag bräuchtest)
♦ ,,Magst du einen Kaffee oder ein Wasser?“ – ,,Gib mir einfach ein Wasser.“ (das bereitet nicht so viel Mühe)
♦ Die Pizza im Restaurant ist total verbrannt. Du würgst sie dir lächelnd hinunter, weil du nicht als anstrengend gelten möchtest.
Kennst du das?
Immer ja sagen.
Allen alles recht machen wollen.
Keine Umstände bereiten.
Immer nett sein und lächeln.
Wenn man bestrebt ist, die Erwartungen und Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen, nennt man das auch ,,People Pleasing“.
Woher kommt ,,People Pleasing“ ?
> Frühe Kindheitserfahrungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von ,,People Pleasing“.
Kinder, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem ihre Bedürfnisse und Meinungen nicht respektiert wurden oder sie für die Erfüllung der Bedürfnisse ihrer Eltern verantwortlich gemacht wurden, lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen und die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen.
Daraus entwickelt sich Angst vor Ablehnung.
People Pleaser haben die frühste Erfahrung gemacht: Wenn ich meine Bedürfnisse vertrete, werde ich abgelehnt (nicht gemocht, bekomme eine Strafe o.ä.). Dieses tief sitzende (Überlebens-) Muster wird meist bis ins Erwachsenenalter beibehalten.
> Soziale Normen und Erwartungen: ,,People Pleasing“ wird gesellschaftlich oft als positive Eigenschaft angesehen und sogar gefördert.
> Hochsensibilität:
Sehr viele hochsensible Menschen neigen zum ,,People Pleasing“.
– Sie spüren die Bedürfnisse und Erwartungen anderer sehr stark.
– Durch ihr Harmoniebedürfnis möchten sie Konflikte und Unannehmlichkeiten vermeiden.
– Feinfühlige Menschen sind meist sehr sozial und haben das Wohl des anderen im Blick. Sie helfen gerne und möchten andere nicht enttäuschen.
– Da sie eh viel zu oft als zu sensibel und schwierig gelten, wollen sie sich anpassen und kein Aufsehen erregen.
Auf andere Menschen eingehen zu können, sich selbst zurück zu nehmen und sich um das Wohl anderer zu sorgen sind wunderbare Eigenschaften. Sie sind wichtig für unser soziales Miteinander. Allerdings ist hier das rechte Maß entscheidend. Wer nur den anderen im Blick hat und nur gibt, verliert sich selbst und wird früher oder später krank. Diesen Preis müssen ,,people pleaser“ oft bezahlen:
– unauthentische Beziehungen
– ausgenutz werden
– nicht ernst genommen werden
– Rückenschmerzen
– Verdauuungsprobleme
– Kopfschmerzen/ Migräne
– häufiges Kranksein
– Burnout / Depression
– Suchtverhalten (Essen, Alkohol…)
,,People Pleaser“ tragen einen großen Konflikt in sich, der sie zu zerreißen droht:
Sie möchten einerseits zu sich und ihren Bedürfnissen stehen, fürchten dann aber den Beziehungsabbruch, die Ablehnung durch andere.
Wie können wir nun aufhören anderen alles recht machen zu wollen?
1. Sei gut zu dir!
Verurteile dich nicht dafür, dass du es anderen recht machen möchtest. Erkenne dieses Verhaltensmuster als eine wichtige Überlebensstrategie deiner frühsten Kindheit an. Als Kind war dein Überleben davon abhängig, dass deine Eltern dir wohlgesonnen waren. Sei dir bewusst, dass Veränderung Zeit braucht und sei geduldig mit dir.
2. Tauche tiefer!
Beschäftige dich näher mit den Wurzeln deines Gefallen-wollens. Gute Vorsätze reichen meist nicht aus, denn es handelt sich hier um tief sitzende Muster – je nachdem wie stark dein People Pleasing ausgeprägt ist.
3. Nimm deine Bedürfnisse (wieder) wahr
Wahrscheinlich hast du bereits sehr früh verlernt, deine eigenen Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen. Du musstest sie unterdrücken, um nicht abgelehnt zu werden. Nun darfst du lernen, deine Bedürfnisse wieder wahrzunehmen. Dazu ist es wichtig, dass du in gutem Kontakt mit dir bist.
4. Achte deine Bedürfnisse
,,Bedürfnisse sind etwas Schlechtes. Sie stehen mir im Weg und machen mich bedürftig oder egoistisch.“ Vielleicht hast du es oft so erlebt und interpretiert. Nun darfst du deine Bedürfnisse und somit dich selbst schätzen und ernst nehmen.
5. Schaffe Raum
Wenn dich jemand um einen Gefalle bittet, halte kurz inne bzw. nimm dir etwas Bedenkzeit. So kannst du in dich hinein spüren und herausfinden, was du jetzt wirklich möchtest und was nicht. Steige aus schnellen Automatismen aus.
6. Übe
Lege dir ein paar Sätze für verschiedene Situationen zurecht und über sie vor dem Spiegel. (Z.B. Ich komme heute Abend nicht. Ich hatte einen anstrengenden Tag und möchte früh schlafen gehen.) Im nächsten Schritt kannst du in einem sicheren Umfeld (Partner, beste Freundin) ausprobieren, wie es ist, zu dir zu stehen
7. Reflektiere
Führe ein Tagebuch über alle Situationen, in denen du zu dir und deinen Bedürfnissen gestanden hast. Was lief gut? Was hat nicht so gut geklappt? Sei stolz auf deine Erfolge.
Gerne unterstütze ich dich dabei. Melde dich einfach bei mir für ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch, wenn du Interesse an einem Coaching bei mir hast. ♥
Schau dir auch mein Youtube-Video zum Thema an: zum Video
Michaela Rödl
(Soz.päd., psychol. Beraterin)
Coach für hochsensible Menschen in Burgthann bei Nürnberg und Online
www.lebensraum-du-darfst-sein.de
Autorin von: ,,Du darfst hochsensibel sein – das Praxisbuch zur Hochsensibilität“
zum Buch