Hochsensibel klingt ja nicht so toll…

Ich bin hochsensibel.
Das klingt ja nicht so toll…
Eher wie ein Geständnis: ,,Ich bin zu schwach, zu empfindlich, zu instabil, zu weinerlich, hab eine zu dünne Haut – irgendetwas stimmt nicht mit mir.“
Und tatsächlich: so fühlen sich auch viele hochsensible Menschen: unzulänglich, anders, falsch – und das schon seit ihrer Kindheit. 
Es stimmt ja auch: hochsensible Menschen sind anders. Oder besser gesagt: ihr Nervensystem funktioniert anders. Deswegen wird auch von Neurosensitivität oder sensorischer Verarbeitungsintensität gesprochen.
Hochsensible (oder hochsensitive) Menschen nehmen mehr Reize wahr und ihr Gehirn verarbeitet diese Eindrücke intensiver.
Das macht sich auf drei Ebenen bemerkbar: 

 

    • sensorisch (Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Sehen) – z.B. grelles Licht, kratzige Stoffe auf der Haut, unangenehme Gerüche beeinträchtigen das Wohlbefinden von hochsensiblen Menschen extrem

    • emotional (intensives Gefühlsleben, heftige Gefühle, leicht verletzlich)

    • kognitiv (komplexes Denken, langes Nachhallen, Grübeln, sich um alles ,,viel zu viele Gedanken machen“)

      Die Hochsensibilität betrifft also den ganzen Menschen. Das Sinneserleben, Denken und Fühlen ist viel intensiver ausgeprägt als bei anderen Menschen.
       -> Wenn du unsicher bist, ob du auch hochsensibel sein könntest, dann mach doch einen Test (z.B. auf www.zartbesaitet.net)
      Hochsensibilität ist übrigens keine Krankheit. Deswegen gibt es auch keine Diagnose oder Therapie. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, die Art und Weise, wie du ,,gestrickt“ bist.
      Die Hochsensitivität ist allerdings nicht das aller einfachste Persönlichkeitsmerkmal. Mit erhöhter Empfindsamkeit ist es nicht immer leicht, sich in unserer stressigen und hektischen Welt zurecht zu finden. Schnell kommt es zur Reizüberflutung. Die Vorliebe für die sanften Töne, Treue, Ehrlichkeit, Herzlichkeit, Tiefgang und hohe ethische Werte sind in unserer Leistungsgesellschaft nicht überall gefragt. Mit ca. 15-20 % sind die Hochsensiblen eine Minderheit und die Welt ist auf die Mehrheit der ,,Normalsensiblen“ ausgerichtet.
      Deswegen ist es enorm wichtig für hochsensible Menschen, dass sie sich gut kennen lernen und verstehen, wie sie ticken und was sie brauchen, um gut und glücklich zu leben. Hier sind vor allem Pausen, Zeit allein und Entspannung (autogenes Training, Yoga, Meditation…) für die innere Balance wichtig. Aber auch Dinge wie nein sagen und Grenzen setzen.
      Wenn hochsensible Menschen sich gefunden haben und gut für sich und ihre Bedürfnisse sorgen, können sie auch für andere zum Segen werden. Denn sie haben so viele wunderbare Stärken (z.B. Kreativität, Empathie, Gerechtigkeitssinn, Loyalität).

      ♥ Michaela Rödl (Soz.päd., psycholog. Beraterin)

      Beratung und Coaching für hochsensible Menschen in Burgthann bei Nürnberg und Online