Ich habe mich schon immer anders gefühlt.

Bereits als Kind habe ich Dinge wahrgenommen, die andere nicht bemerkten. Ich stellte Fragen (z.B. über den Sinn des Lebens), die meine Eltern überforderten. Meine Gefühle waren sehr tief. Als ich in die Pubertät kam, merkte ich, dass ich sehr schnell erschöpft war – vor allem beim Einkaufen. Nach einer halben bis einer Stunde fühlte ich mich wie erschlagen. Mein Kopf war voll und dumpf. Ich wollte nur noch nach Hause. Deswegen war ich bei Ärzten, aber sie fanden nichts. Alles in Ordnung mit mir. Aber normal war das doch nicht, oder?

Als ich 16 Jahre alt war, erzählte mir ein Bekannter von Hochsensibilität und meinte, ich sei bestimmt auch hochsensibel. Ich machte einen Test, las ein Buch und fühlte mich auf einmal so verstanden. Alles machte plötzlich Sinn. Seither beschäftigt mich das Thema.
Anfangs dachte ich, Hochsensibilität sei eine Art Behinderung, mit der ich nun leben müsste. Ich sah vor allem die herausfordernden Aspekte: das schnelle Erschöpft-sein, das zu viele Nachdenken über jede Kleinigkeit, das Nicht-Auf-Jeder-Hochzeit-tanzen-können (im wahrsten Sinne des Wortes). Ich war oft traurig und wütend, weil ich mich durch die Hochsensibilität so begrenzt fühlte. Das änderte sich mit der Zeit. Mittlerweile kann ich wirklich sagen: ich mag meine Feinfühligkeit und bin glücklich damit. Dabei halfen und helfen mir vier Dinge. Vielleicht können sie auch für dich zu einem Schlüssel werden:

1. Selbstliebe
Ich habe mehr und mehr aufgehört, mich und meine Sensibilität zu bekämpfen. Der Widerstand gegen etwas, das wir nicht haben wollen, kostet so viel Kraft und verstärkt unseren Schmerz nur noch. Der Kampf gegen uns selbst bedeutet Stress und keinerlei Verbesserung unserer Situation. Wenn wir weich werden, uns Verständnis und Mitgefühl entgegen bringen, ist das sehr heilsam und befreiend.

2. Verbundenheit
Ich war sehr viel Im Kopf unterwegs und wollte alle Probleme durch Denken lösen. Durch Yoga, Meditation, Achtsamkeit und Körperarbeit konnte ich mich immer mehr mit meinem Körper verbinden und tiefe Nähe zu mir selbst erleben. Viele hochsensible Menschen sind nicht mit sich selbst verbunden, fühlen sich in ihrem Körper nicht zu Hause. Auch das fördert Stress und innere Unruhe. Erdung, tiefes Fühlen und Verbundenheit mit mir sind mir ein starker Anker der Sicherheit geworden.

3. Selbstfürsorge
Ja, ich finde es in bestimmten Situationen immer noch herausfordernd, so viel wahrzunehmen. Es ist für mich nach wie vor kein Genuss, in der Großstadt unterwegs zu sein, zu viele Dinge gleichzeitig erledigen zu müssen oder kritisiert zu werden. Aber ich bin mir bewusst, dass diese Sachen schwierig für mich sind und habe Strategien entwickelt, so gut es geht, mit ihnen umzugehen. Zum einen tut es mir unendlich gut, auch hier mitfühlend und liebevoll mit mir selbst zu sein. Zum anderen weiß ich, dass ich etwas tun kann, um mich besser zu fühlen (z.B. Oropax in der U-Bahn zu tragen oder eher von einer Feier nach Hause zu gehen).

4. Stärken leben
Viel zu oft haben wir die Herausforderungen, die die Hochsensibilität mit sich bringt, vor Augen. Aber da ist noch so viel mehr. Wir haben so so so viele super tolle und wichtige Stärken. Die gilt es herauszufinden und zu leben. Ich schätze an mir z.B. mein großes Einfühlungsvermögen, meine Zuverlässigkeit, meine Analysefähigkeit und meine Warmherzigkeit. Diese Fähigkeiten lebe ich, indem ich als psychologische Beraterin und Coach für hochsensible Menschen arbeite. Aber auch für mich setze ich meine Stärken ein, indem ich z.B. warmherzig mit mir selbst bin.

Ich finde es wichtig, dass wir hochsensiblen Menschen uns kennen und schätzen lernen, dass wir lernen, uns gut um uns zu kümmern und einen Lebensstil entwickeln, der zu uns passt und in dem wir unsere Stärken leben können. So ist es möglich, glücklich zu sein, auch wenn wir anders sind.

Gerne unterstütze ich dich dabei. Melde dich einfach bei mir für ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch, wenn du Interesse an einem Coaching bei mir hast. ♥