Hochsensible Menschen nehmen die Welt intensiver wahr als andere. Sie verarbeiten Reize tiefer, spüren Emotionen stärker und reagieren empfindlicher auf äußere Einflüsse wie z.B. grelles Licht oder Gerüche. Diese besondere Sensibilität macht sie jedoch auch anfälliger für die Auswirkungen von Entwicklungstraumata. Doch was genau bedeutet Entwicklungstrauma, und warum sind hochsensible Menschen besonders davon betroffen?
Was ist ein Entwicklungstrauma?
Ein Entwicklungstrauma entsteht durch belastende Erfahrungen in der frühen Kindheit, die das heranwachsende Gehirn und das Nervensystem tiefgreifend beeinflussen. Anders als bei einem einzelnen, klar abgegrenzten traumatischen Ereignis (wie einem Unfall oder einer Naturkatastrophe = Schocktrauma) handelt es sich bei einem Entwicklungstrauma um wiederholte oder anhaltende emotionale Vernachlässigung, Missbrauch, Gewalt oder Instabilität in Beziehungen. Diese Traumata geschehen oft in der Verbindung mit den engsten Bezugspersonen (Eltern, Pflegepersonen). Deswegen wird auch der Begriff ,,Bindungstrauma“ verwendet.
Hochsensibilität und das erhöhte Risiko für Traumatisierung
Hochsensible Menschen haben ein fein abgestimmtes Nervensystem, das nicht nur äußere Reize stärker wahrnimmt, sondern auch emotionale Schwingungen in der Umwelt intensiver registriert. Diese besondere Sensibilität ist einerseits eine Stärke – sie ermöglicht tiefere Empathie, Kreativität und eine starke Verbundenheit mit der Natur und anderen Menschen. Andererseits bedeutet sie auch, dass negative Erlebnisse und emotionale Verletzungen tiefere Spuren hinterlassen können.
In der Kindheit, einer Zeit, in der Menschen besonders verletzlich sind, kann ein hochsensibles Kind z.B. durch folgende Faktoren traumatisiert werden:
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Emotionale Vernachlässigung: Hochsensible Kinder brauchen oft mehr emotionale Zuwendung und Verständnis als andere Kinder. Wenn Eltern oder Bezugspersonen diese Bedürfnisse nicht erkennen oder nicht erfüllen können, entwickelt sich schnell ein Gefühl der Unsicherheit und Einsamkeit.
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Überwältigende Reize: Hochsensible Kinder fühlen sich oft überfordert durch laute Geräusche, grelles Licht oder chaotische Umgebungen. Werden sie regelmäßig in solche Situationen gebracht, ohne dass ihre Bedürfnisse nach Rückzug respektiert werden, kann dies Stress und Überforderung auslösen, die langfristig traumatisierend wirken.
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Fehlende emotionale Regulation bei den Eltern: Hochsensible Kinder reagieren stark auf emotionale Spannungen in ihrem Umfeld. Eltern, die mit ihren eigenen Emotionen überfordert sind und diese unkontrolliert an ihre Kinder weitergeben, können ungewollt Angst und Unsicherheit hervorrufen.
Die Folgen von Entwicklungstrauma für Hochsensible
Die Auswirkungen von Entwicklungstrauma können vielfältig und tiefgreifend sein, besonders bei hochsensiblen Menschen. Einige der häufigsten Folgen sind:
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Übersteigerte Selbstkritik und Scham: Hochsensible Menschen neigen dazu, schwierige Erlebnisse tief zu verinnerlichen und die Schuld oft bei sich selbst zu suchen. Entwicklungstrauma kann das Gefühl der Unzulänglichkeit und Scham verstärken, sodass Betroffene ein Leben lang das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein.
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Chronischer Stress und Übererregung: Das Nervensystem von hochsensiblen Menschen, das ohnehin schnell in Alarmbereitschaft versetzt wird, kann durch anhaltenden Stress während der Kindheit in einen permanenten Zustand der Übererregung geraten. Dies kann sich in Angststörungen, Panikattacken oder chronischer Erschöpfung äußern.
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Schwierigkeiten in Beziehungen: Entwicklungstraumata, die in den ersten Beziehungen eines Kindes entstehen, beeinflussen oft das spätere Bindungsverhalten. Hochsensible Menschen mit Entwicklungstrauma haben daher häufig Schwierigkeiten, vertrauensvolle und stabile Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, da sie tiefsitzende Ängste vor Ablehnung oder Verletzung mit sich tragen.
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Depression und emotionale Instabilität: Hochsensible Menschen verarbeiten Emotionen intensiver, und wenn diese Emotionen durch traumatische Erlebnisse geprägt sind, kann dies zu langanhaltenden depressiven Verstimmungen oder einer emotionalen Instabilität führen.
Wege zur Heilung
Obwohl die Auswirkungen eines Entwicklungstraumas tiefgreifend sein können, gibt es Wege zur Heilung und Selbstfindung. Besonders für hochsensible Menschen ist es wichtig, achtsam mit sich selbst umzugehen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und (wieder) Sicherheit im eigenen Körper zu finden.
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Michaela Rödl
(Soz.päd., psychol. Beraterin)
Coach für hochsensible Menschen in Burgthann bei Nürnberg und Online
www.lebensraum-du-darfst-sein.de
Autorin von: ,,Du darfst hochsensibel sein – das Praxisbuch zur Hochsensibilität“
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